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Sexualmagie - was steckt wirklich dahinter?

Über einen geteilten Post bei Facebook bin ich heute über diesen, etwas älteren (2018) erschienenen Blogartikel über "weiße" und "schwarze" Sexualmagie gestolpert (hier lesen).

 

Ich analysiere hier diesen Blogbeitrag und kläre grundlegend zum Thema Sexualmagie auf.

 

In einigen meiner älteren Blogbeiträge bin ich schon öfter auf das Thema Sexualität, Magie und Weiblichkeit eingegangen (hier, hier, hier, hier, hier und hier).

 

Aber fangen wir ganz von vorne an (den Teil mit Freud hatte ich bereits in einem anderen Artikel bearbeitet):

 

"Das innerste Geheimnis der Sexualmagie kann nur zu zweit erfahren werden."

 

Nein. Denn Sexualität ist nicht zwangsläufig auf den heterosexuellen Geschlechtsverkehr begrenzt. Sonst würde es keine Masturbation geben. Auch Tiere masturbieren.

 

"Zunächst erinnere ich an C. G. Jung und sein Konzept von Anima und Animus, das heißt er geht davon aus, daß jeder Mensch zweigeschlechtlich-polar angelegt ist und sowohl weibliche wie männliche Anlagen hat. Anima bezeichnet das Weibliche im Unbewußten des Mannes, Animus ist das männliche Gegenstück in der Frau.

...."

 

Über die Fehlbeurteilung der Animus-Anima-These Jungs habe ich bereits hier geschrieben und gehe daher hier nicht näher drauf ein.

 

"Polarität ist eine dem Universum innewohnende Urkraft, ohne Polarität gäbe es nicht mal ein Fuzzelchen Materie.

....."

 

Polarität ist die Denkweise des Patriarchats, das die Einheit (Dao = übersetzt "Mutter") nicht sehen will, in der alle Phänomene enthalten sind und in Wechselwirkungen miteinander agieren.

 

"...Und so ist auch die Beziehung zwischen Mann und Frau in ihrem Wesen polar – beide sind voneinander absolut abhängig...."

 

Die "Beziehung zwischen Mann und Frau" ist zu allererst die zwischen Mutter und Sohn, denn grundsätzlich ist das Kind (egal ob Sohn oder Tochter) abhängig von der sozialen "Community", evo-biologisch im Matrifokal angelegt.

Die "Beziehung zwischen erwachsenem Mann und erwachsener Frau" ist kurzfristig und temporär, da sie alleine der Female Choice der Frau dient.

 

Im Matrifokal lebt der Mann seine sozialen Beziehungen in seiner Muttersippe mit seinen Schwestern, Tanten, seiner Mutter und Großmutter, den Cousinen und Nichten und Neffen. Er bekommt alle seine Bedürfnisse in seinem Kontinuum erfüllt und muss diese nicht bei einer "fremden" Frau suchen und diese sich gar von ihr erfüllen lassen (wie im Patriarchat).

 

"Der Orgasmus ist der Zeitpunkt, zu dem sich starke energetische Felder in einen Transformationsprozeß hinein entladen."

 

Ja - korrekt soweit, aber...

 

...."Ebenso wichtig ist das Wissen und das Bewußtsein um die Wechselwirkung der polaren Elemente, die in Mann und Frau wirken und die erotische Spannung überhaupt erst in Gang setzen."....

 

Hier blickt der Autor wieder nur aus seiner männlich-patriarchalen Brille, da er nicht sieht/sehen will, dass Erotik zuerst im eigenen Kopf entsteht und außerdem überhaupt nicht auf die hetero-normative Paarbeziehung ausgerichtet sein muss, sonder sehr wohl auch auto- und homo-erotisch sein kann.

 

"Die genetische Information des männlichen Samens ist sozusagen auf der materiellen Ebene verschlüsselt. Verbindet sich der Samen mit der weiblichen Eizelle, entsteht neues Leben. Man weiß zwar immer noch nicht, was Leben wirklich ist, aber man kann den entstehenden lebendigen Organismus, der Zellen und Organe aufbaut, auch als vielfach ineinander verflochtene Energiefelder betrachten."

 

Es heißt Spermium! Und ja, hier ist dem Autor eine wahre intellektuelle Glanzleistung gelungen! 🤣

 

Natürlich ist die genetische Information im Spermium als halber haploider Chromosomensatz nicht nur "sozusagen" sondern tatsächlich und real, enthalten.

 

Und nein, auch wenn sich Spermium und Eizelle "verbinden", ensteht nicht zwangsläufig neues Leben. Sehr viele Faktoren im weiblichen Körper entscheiden darüber, ob aus dieser Zygote ein Lebewesen entsteht oder ob es abgestoßen und aus dem mütterlichen Körper ausgeschieden wird.

 

"Im Falle der Ejakulation erfolgt im Becken der Frau gleichzeitig eine orgasmische Reaktion, die angesammelte, enorme feinstoffliche Energie entlädt sich in wirbelnden Energiefeldern, die sich in beiden Körpern ausbreiten und in den Chakren gespeichert werden können."

 

(Ich lach mich tot 🤣 🤣 🤣)

Eine Ejakulation hat absolut gar keinen einen Einfluss auf den Orgasmus der Frau. Denn eine Frau kann sehr wohl einen und sogar mehrere Orgasmen ohne das Dazutun eines Mannes, gar seines Ejakulats bekommen!

 

Es folgen im Blogartikel noch Anmerkungen zu "weißer" und "schwarzer" Magie, die hier mit Batterien und Akkus verglichen wird. Danach noch der Hinweis auf das dazu gehörige Buch des Autors.

 

Lösen wir das ganze nun auf:

 

Sexual"magie" ist so alt wie die Menschheit und wurde schon im frühen Paläolithikum sowohl von NeandertalerInnen als auch Sapiens praktiziert.

 

Wie komme ich darauf?

 

Es gibt unendlich viele und uralte Vulva-Darstellungen in Höhlen auf Felswänden und in der Form natürlicher Höhleneingänge.

Die Vulva ist das Tor des Lebens, aus ihr schlüpft im wahrsten Sinne des Wortes das neue Wesen heraus. Und es ist völlig egal, ob es sich um eine menschliche oder andere Säugetier Vulva handelt.

Die Vulva ist so von der Natur gestaltet (hat sich evolutionär so entwickelt), dass sie bei der leichtesten Berührung intensive, energetische Impulse aussendet, die bei ausreichender Stimulation im Orgasmus ihren Höhepunkt finden.

 

Nachdem sich das menschliche Bewusstsein soweit entwickelt hatte, dass es absichtsvolle Handlungen in Beziehung von vergangenen Ereignissen mit zukünftigen Ereignissen bringen konnte, entstanden auch Handlungen (Rituale), die diese Ereignisse miteinander verknüpfen sollten.

 

Besonders das Leben und der Tod, die eben gleichzeitig und nebeneinander im weiblichen Uterus stattfinden, wurden hier "ritualmagisch" verknüpft - der erste Schamanismus entstand (hier weiter lesen). Denn der große Transformationsprozess findet innerhalb des Uterus (bei Säugetieren), des Eis (bei Vögeln und Reptilien) und in Kokons, bzw. "Puppen" (bei Insekten) statt.

 

So wurden schon vor mehr als 200.000 Jahren die "Ahnseelen" sowohl der Jagdtiere als auch der Menschen in die Körper der jungen Frauen, bzw. der Muttertiere mit Ritualen gerufen.

Diese Rituale wurden grundsätzlich von den Frauen aus- und durchgeführt, denn der männliche Anteil an der "Fortpflanzung" ist erst seit ca. 8.000 Jahren bekannt. Weibliche Körper (tierisch und menschlich) bringen das Leben auf diesem Planeten Erde hervor.

 

Wie kam es nun zu der "Sexualmagie", die in dem Blogartikel beschrieben wird?

 

Wie oben erwähnt, erkannten die Menschen/Männer den Zusammenhang mit dem männlichen Anteil an der "Fortpflanzung" erst, als sie sich mit der Viehzucht befassen mussten, da durch eine Klimakatastrophe vor ca. 8.000 Jahren die bisherige Lebensgrundlage (Gartenbau und Jagd nach der letzten Eiszeit) sich auflöste und die Umwelt sich von Wald und Wiesen auf trockene Steppen mit harten, schwer verdaulichen Gräsern änderte, die nur noch wenige Tiere fressen und verdauen konnten: Rinder, Schafe, Ziegen, Kamele.

 

Daraus entstand dann das Patriarchat, worauf ich hier jetzt nicht näher eingehe, weil es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Dazu habe ich in anderen Artikeln bereits genug geschrieben, bzw. verlinkt.

 

Durch diese "Entdeckung" erhöhte sich das männliche Bewusstsein, das Weibliche wurde (und wird bis heute) abgewertet. Das, was dem Weiblichen grundsätzlich inhärent zugrunde liegt, wurde abgewertet, okkupiert und zum Männlichen hin transformiert.

 

"Schöpfung" fand jetzt durch den "Samen" des Mannes/männlichen Tieres statt, der weibliche Körper wurde zum "Brutkasten", weil noch lange über Platon und Sokrates hinaus und bis weit ins Mittelalter hinein die Annahme bestand, dass der komplette Mensch winzig klein im "Samen" des Mannes enthalten ist und nur von der Frau (und Mutter) "ausgebrütet" werden muss.

 

Hier fand auch der Wandel im Garten-/Ackerbau statt. Früher reine Frauenarbeit, ab da legte der Mann die Samenkörner der Getreidepflanzen in die Erde, damit der weiblich-mütterliche Boden die Pflanzen hervorbringt.

Weshalb wir bis heute von "Fort-Pflanzung" sprechen.

 

Des Weiteren suchten die neuen, patriarchalen Männer Macht eben über diese weiblich-schöpferische Kraft zu erlangen und okkupierten die (sexualmagischen) Rituale der Frauen. Ob sie diese nun mit Überzeugungskraft oder gewaltvoll erlangten, kann ich nicht sagen, da hier die wissenschaftliche Forschung bisher keine Antworten dazu gibt.

 

Belegt ist auf alle Fälle, dass nahezu alle (!) geomantischen Kraftplätze in der Alten Welt und in großen Teilen Eurasiens, die Mutterhöhlen, -berge, -seen, -quellen und -flüsse "gezähmt" wurden, indem dort entweder Kirchen oder Tempel darüber errichtet oder schlimmstenfalls komplett zerstört wurden. Die Geschichten der "Drachentöter" sind Legende.

 

Bereits vor über 2.000 Jahren wurde der buddhistische Potala-Tempel in Tibet auf einem matristischen Erd-Mutter-Heiligtum errichtet, ihre unbändige Kraft muss täglich mit Ritualen, Gebeten und "heiligen" Gesängen im Zaum gehalten werden.

Besonders der tibetische Buddhismus (wie der Tantrismus) nutzt bis heute die Kraft und Magie von Frauen und besonders jungen Mädchen, um sich selbst zu erhalten. (Genauer beschrieben im Buch "Das Muttertabu" von Kirsten Armbruster, im Kapitel "Der Muttermord - Vom feurigen Erddolchbuddhismus des Dalai Lama")

 

Auch in der klassischen Alchemie, die von indisch-arjuvedischen Anwendungen und der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) beeinflusst wurde (Boom ab dem 15. Jahrhundert nach Marco Polos Asienreisen), wurde und wird mit "männlichen und weiblichen" Energien, sprich Polaritäten, gearbeitet. Es soll eine "Transformation" unedler Ausgangsstoffe zu edlem Endergebnis kommen. (Siehe auch die Arbeiten von Claudia von Werlhof)

 

Und da im Patriachat das Weibliche immer und grundsätzlich "unedel" ist und "erhöht" werden muss, ist hier die Auslöschung des Weiblichen das Ziel. Denn genau wie im indisch-vedischen Tantrismus ist das Ziel  die komplette Auflösung des männlich-menschlichen Seins im difussen "Nichts" des "Nirwana".

 

Zurück zur Sexualmagie:

 

Wenn die ursprüngliche Sexualmagie darin lag, die Ahnseelen von Tier und Mensch zurück in die weiblichen Körper zu locken, dann ist daraus im Laufe des Patriarchalisierungsprozesses (der ja mittlerweile seit 8.000 Jahren läuft) die Aneigung der weiblichen "Schöpfer"Kraft ins männliche Lebensfeld geworden.

 

"Im Sinne von Einvernehmlichkeit ist es dabei wichtig, daß sich die Partner auf bestimmte Grenzen einigen. Beläßt man alles unhinterfragt bei den alten Mustern, ist spirituell-sexuelle Erkenntnis nicht möglich. Das bedeutet zwar nicht, daß man alle Grenzen sprengen muß. Aber die magische Handlung soll ja doch die Möglichkeiten des Bewußtseins erweitern. Die Grenzen eines Anderen sind dabei stets und unbedingt zu respektieren. Dabei sind kulturelle oder anerzogene Werthaltungen zu hinterfragen, um zu einer effektiven, ganzheitlichen Neubewertung zu gelangen.

.....

Magie kann sich nur ereignen, wenn zwischen den Partnern eine gewisse, von erotischer Spannung, persönlicher Zuneigung und gegenseitiger Anerkennung getragene Grundstimmung einstellt."

 

Der Autor stellt zwar die Frage nach "alten Mustern", geht aber nicht darauf ein, dass diese "alten Muster" aus der patriarchalen Indoktrination mehrerer Jahrtausende fußen. Besonders gilt dies einerseits für Frauen und Mädchen, mit denen er ja Sexualmagie praktizieren will, weil sie mindestens hier im Westen durch die Kirche von ihrer Weiblichkeit abgespalten sind. Andererseits gilt dies genauso für Männer, die durch die Patriarchose zu "Machtmenschen" wurden, die skrupellos ihre Ziele verfolgen. 

 

Auch mit Sexualmagie. Und das ist dann hier die "Schwarze Magie".

 

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