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Seidr-Schamanismus und Vaginal Steaming

Sei es bei einem entspannten Spaziergang im Wald, auf dem Klo, unter der Dusche oder in der Badewanne - wenn wir entspannt sind, kommen uns oft unglaubliche Einblicke und Erkenntnisse.

 

So geht es mir oft, wenn ich an die UrSymbole im WanaRunar denke, dann finde ich auf verschlungenen Pfaden Synonyme, Synchronizitäten, Assoziationen und Erweiterungen in meinem "Denkfeld".

 

Da unsere eigene Ur-Spache mit den Eroberungen der Indo-Germanen größtenteils ausgelöscht wurde, können wir uns heute nur noch rudimentär an ursprüngliche Begrifflichkeiten erinnern.

 

Deshalb möchte ich hier auf zwei Silben eingehen, die zum Einen bis in die moderne Runenkunde des älteren Futhark überlebt haben, zum Anderen neue Wege in unserer Weiblichkeit und unserem Frau-Sein aufzeigen können.

 

Die Ur-Silbe Ma-Mu-Mo:

 

Über die UrSilbe Ma-Manaz hatte ich bereits vor einiger Zeit einen Blogartikel geschrieben: hier weiterlesen!

 

Doch heute schauen wir uns einen ihrer Lautwerte genauer an: Mu!

 

Im Deutschen gibt es verschiedene, umgangssprachliche Bezeichnungen für die Vulva, meist sehr abwertend: Scheide, Fotze, Möse, Muschi.

Begriffe, die Kinder, besonders kleine Mädchen, für die Vulva lernen sind z. B.: Bullebine, Muschi, Mumu und bei moderneren, aufgeschlosseneren Eltern: Yoni.

 

Der Begriff Vulva kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Umhüllung" oder "Verpackung" (hier ist das englische Wikipedia etwas aufschlussreicher als das deutsche).

 

Da viele, aufgeschlossene Frauen (und auch etliche Männer) heute neue Begriffe, besonders für die deutschen  Wörter "Scheide" und "Schamlippen" einfordern, ist das absolut berechtigt, denn diese Worte kommen aus der tief patriarchalen Sprache der Abwertung alles Weiblichen.

 

Nur "Vulva" ist - da Lateinisch, ebenfalls aus dem Indo-Germanischen stammend, die Sprache der Wissenschaft und Anatomie ist - zwar ein korrekter Terminus, aber immer noch zutiefst patriarchal.

 

Wenn die Ursilbe Ma/Mu hier in der kindlichen Sprache für die Vulva als Mu-Mu in Erscheinung tritt, hat das wahrlich prähistorische Wurzeln!

 

Denn die Ma-Mater ist die Mu-Mutter die das neue Leben in sich birgt und durch die Mu-Mu ins Außen treten lässt. Aber auch die Tod kommt aus der Mu-Mu, denn das abfließende Menstruationsblut muss durch die Vulva/Mu-Mu und zeigt somit an, dass kein neues Leben im Körper der Frau entsteht (über die Menstruation, Blut und die "Krieger" hab ich hier bereits geschrieben).

 

(Ich mache hier jetzt einen großen Sprung zur Ur-Silbe Sa/Se/So/Su und komme anschließend wieder auf die Mu-Mu zurück, denn beide haben etwas gemeinsam.)

 

Sa-Se-So-Su:

 

Die Rune Sawila/Sowilo symbolisiert im älteren Futhark die Sonne. Auch als "Siegesrune" wurde sie (besonders leider unter den Nazis) dargestellt - der Sieg des Lichts (Sonne) über die Dunkelheit der Nacht und des Winters.

 

Im Se-hen finden wir den Bezug zu den Augen und der sinnlichen Wahrnehmung des Außen. Denn nur, was hell und im Licht ist, können wir Menschen se-hen. Für Dunkelheit und andere Spektren sind viele Tiere besser ausgestatten, z. B. Fledermäuse oder Bienen.

 

Das Se-hen ist aber auch das Sehen mit dem Inneren Auge, der Hellsichtigkeit und den Dingen, die wir nicht mit den körperlichen Organen wahrnehmen können. Dazu gehört auch das Se-hen in der schamanischen Trance.

Auch das Si-ngen gehört zum Schamanismus, wie z. B. das Joiken bei den Sa-mi in Lappland oder auch bei anderen indigenen Völkern, z. B. in den Amerikas.

 

Scha-Sa-Se - die S(ch)a-man(in) ist die Person, die Se-herin, die Si-ngend, ob selbst oder von einem Chor begleitet, in Trance in andere Dimensionen und Welten, die Traumzeit, schauen kann.

 

Sa-Ma(n) - ist die "sehende Mutter", das Weibliche, das im gesamten Kontext der Welt und aller ihrer sichtbaren und unsichtbaren Erscheinungen aufgehoben ist. Das Weibliche, das durch die Ahninlinie vom Anbeginn der biologischen Arten, miteinander ver-bunden und a(h)ngebunden ist und sich durch Geburt und Wiedergeburt selbst am unendlichen Leben erhält.

 

Hier hat aus dem Paläolithikum eine Form der "Wahrsagerei" und Zauberei bis in die heutige Zeit mehr oder weniger überlebt - das Se-idr.

 

Das Seidr wurde - nach der nordischen Mythologie nach Snorri Sturlusson - von der Wanen-Göttin Freya zu den Asen gebracht.

 

Die "Wanen", als ältere "Götter" in der nordischen Schöpfungsmythologie, symbolisieren die alt-europäische, indigene Urbevölkerung, die von den einwandernen Asen/Asiaten - Jamnaja-Kriegern - assimiliert wurden, wobei unsere männliche, indigene Urbevölkerung zu mindestens 90% komplett vernichtet wurde.

 

Das Seidr ist ein nordischer Begriff für eine "magisch-zauberisch" wirkende Frau, die Seid-Kona (kona-kena-KENAZ ist die Rune der Weiblichkeit, symbolisiert durch die Vulva = Völva): "die se-hende, si-ngende Frau sitzt in Trance auf einem speziellen Schemel, über einem Topf mit dampfenden Kräutern und kann somit Wahrsagen".

 

Was uns zum "Vaginal-Steaming" führt.

 

Das "Vaginal-Steaming" ist ebenfalls eine uralte Methode der Frauengesundheit, die hier im modernen Westen völlig in Vergessenheit geraten und verloren ist.

 

Ich habe das erste Mal davon erfahren, als ich zu Beginn der 90iger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Weile in Marokko gelebt hatte. Dort wurde und wird es vor der Hochzeit bei den jungen Bräuten gemacht und besonders nach Entbindungen. Besonders bei den indigenen Berber- und Tuareg-Frauen ist es noch in alltäglichem Gebrauch.

In den Westen kam es wohl über Einwanderinnen aus dem Orient und aus Afrika, wo es heute immer noch angewandt wird.

 

Jetzt kommt die Frage auf: haben das Seidr und das Vaginal Steaming gemeinsame Wurzeln?

 

Da unsere Ahninnen im Paläolithikum sich intensiv mit ihren weiblichen Körpermerkmalen und -tätigkeiten definierten und auseinander setzten, werden sie auch mit und durch ihre Vulven/Mu-Mus magisch-schamanisch gearbeitet haben. Denn das Tor des Lebens ist nunmal die Vulva/Mu-Mu. Alle Ahnenseelen reinkarnieren sich in den Körpern der jungen Frauen und treten durch das Mu-Mu-Tor ins Leben.

 

Der Orgasmus ist beim Sexualakt hilfreich, denn durch die Muskelkontrationen der Vagina und der GeBärMutter werden die männlichen Spermien in den weiblichen Körper "gesaugt" oder "gezogen". Auch bei der späteren Geburt des Kindes können Orgasmen entstehen und somit die Geburt und den Geburtsvorgang als einen sehr sinnlichen Moment erleben lassen.

 

Eine wirklich natürliche und ungestörte Geburt kann zu fantastischen Orgasmen der Gebärenden führen. Denn "Mutter" Natur hat es eben so eingerichtet (jaja, ich weiß, meine Freundin Stephanie Gogolin wird jetzt wieder über meine "Vermenschlichung der Natur" meckern, aber so verstehen es einfach mehr meiner LeserInnen), dass wir für unsere körperlichen Mühen der Schwangerschaft und Geburt belohnt werden.

 

Die Belohnung erfolgt nicht mit Schokolade oder einer wunderbaren Massage, sondern mit der Ausschüttung von körpereigenen Morphinen, Endorphinen und eben den extatischen Gefühlen der Orgasmen. Und hinterher kommt noch ein riesiger Schwall Oxytocin - dem Kuschel- und Bindungshormon.

 

Wir Frauen sind heute so weit weg von diesen natürlichen, extatischen und orgasmischen Gefühlen, dass wir uns das kaum mehr vorstellen können, dass unsere Ahninnen noch vor 10.000 Jahren während des Geburtsvorgangs in Trance gerieten und so Botschaften aus der Anderswelt, der Traumzeit, bekamen.

 

Auch die sogenannte "Sexualmagie" hat hier ihre Ursprünge, denn wenn wir uns die steinzeitlichen Bildnisse ansehen, haben Vulven-Mu-Mus, Höhlen und das unendliche Leben absolute Gemeinsamkeiten.

Selbst von der griechischen "Pythia", dem Orakel von Delphi, wird berichtet, dass sie über einem "dampfenden Kessel" saß und von dort in Trance geriet, um dann Wahrzusagen.

 

Immerhin kann ich nun die Rune Sawila nicht mehr ohne den "Vaginal-Steaming"-Kontext ansehen 🤣:

 

Ob es sich hier tatsächlich um eine Form des "Vaginal Steamings" zum Zwecke der Hellsichtigkeit oder einer schamanischen Reise handelte, können wir heute nicht mehr aufklären, da all diese Berichte und Zeugnisse durch den massiven Vernichtungskrieg des Patriarchats am weiblichen UrWissen ausgelöscht wurden. Wir haben heute nur noch Legenden und Sprichwörter, Märchen und Abbildungen, die obendrein nur im männlich-patriarchalen Kontext angesehen werden (dürfen).

 

Aber - wir dürfen spekulieren und uns unsere eigene Geschichte wieder aneignen, indem wir auf die Stimmen unserer AhnMütter in unseren Zellen, in unserer mitochondrialen DNA, lauschen.

 

Und vielleicht sollten wir, wenn wir das nächste mal Steamen, uns öffnen für die Botschaften und Stimmen unserer Mu-Mus.

 

Die Mu-Se und das Mu-Se-uM:

 

Die Muse, die "Göttin" der Inspiration, ist die, den männlichen Künstler begleitende, reale oder auch spirituelle "Fee", die dem Künstler seine Schaffenskraft verleiht. Ohne sie wären viele Künstler in der Bedeutungslosigkeit hängen geblieben.

 

Die Muse ist die "Anima" des Künstlers, denn ohne seine "Anima" wäre er ein grausamer, zerstörerischer Despot, der seine "Kunstwerke" in und mit der Zerstörung der Natur erschaffen würde.

 

Sie ist ein patriarchaler Anachronismus, denn das Patriarchat möchte sich nur aus sich selbst erhalten. Es mag keine - besonders weiblichen - Nebenschauplätze, denn diese behindern die Grandiosität des patriarchalen Mannes.

Als Künstler steht der Mann zwischen der (weiblichen, aus sich selbst entstehenden) Schöpferkraft und der patriarchal-männlichen Selbstdarstellung. Er nutzt die erotische Beziehung zu seiner Mu-Se und saugt seine Kreativität vampirisch aus ihrer Mu-Mu, ihrer Vulva. Das macht er nicht bewusst oder mit Absicht, aber es ist nunmal ein Muster und Hauptmerkmal des Patriarchats, sich die Sexualität der Frau anzueignen.

 

Die Mu-Se, schon seit der griechischen Antike, nicht mehr in sich selbst und ihrer natürlichen, wilden und ursprünglichen Weiblichkeit verankert, opfert sich ihrem Künstler-Heros, weiß sie doch, dass er durch sie seine Grandiosität erlangt. Durch ihre Sexualität, ihre tiefe, innere Schöpferkraft, "schenkt" sie ihm sozusagen ihre eigene Kraft. Aus ihrer Mu-Mu Se-hend und Si-ngend liefert sie die transzendente, erotisch-orgasmische Extase, die der Künstler für sein Werk (aus-)nutzt.

 

Dieses Verhalten - das vampirische Aussaugen lassen der weiblichen, sexuellen Schöpferkraft - ist eine Folge des Ur-Traumas, eine Sozialisation der weiblichen Unterwerfung. Egal, ob es sich hier um Künstler, Priester, Schamanen oder Gott-Könige handelt - die ersten Patriarchen der Hirtennomaden wussten noch um die Sexualmagie der Frauen und Mütter und nahmen sie ihnen (mehr oder weniger freiwillig) weg.

 

Egal ob im Tantra-Yoga, dem Bön-Buddhismus oder bei den modernen Künstlern - ohne die sexuelle Kraft und Magie der Frau würden heute keine Kunstwerke, Tempel oder HERRscher stehen.

 

Das Mu-Se-uM - Museum - ist folglich der Ort, an dem heutige Menschen die grandiosen Werke der - von den "Musen geküssten" - Künstlern ansehen können. Auch Tempel und Paläste sind mittlerweile oft zu Museen umgewidmet.

 

Fassbare Orte mit Vulva-Mu-Mu-Eingängen, uterinen Räumen der Präsentation, in denen die unbewusst-bewusste-geistige Verwandlung der Besuchenden entsteht und sie als Neu-Geborene, mit (hoffentlich) neuen Erkenntnissen und neuem Wissen, die "heiligen" Mu-se-uMs-Hallen wieder verlassen.

Pergamonmuseum Foto: Mike Wolf Tagesspiegel 2011

 

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