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Weibliche Spiritualität vs. Esoterik

Es ist ein offenes Geheimnis: Frauen sind offener für alle Arten von Esoterik. Sie machen gut 80% des aktiven und passiven Klientels aus.

 

Aber, warum ist das so? Warum fühlen sich mehrheitlich Frauen den verschiedensten spirituellen und esoterischen Strömungen zugezogen?

 

Der Ursprung:

 

Spiritualität ist uns Menschen naturgegeben. Wir als Menschen haben das Bewusstsein und das Fühlen, sich weiteren geistigen, natürlichen und energetischen Erscheinungsformen des Lebens zu öffnen, mit ihnen in Kontakt zu treten und sich davon auch zu distanzieren.

 

Uns als Frauen, beziehungweise weibliche Wesen, ist die Weitergabe des Lebens evolutionär gegeben. So ist die allerhöchste, spirituelle Erfahrung einer Frau die Geburt ihres Kindes (mögen ein paar Leute anders sehen, aber lassen wir das für den Moment so stehen).

Denn nicht nur das "Empfangen" eines Kindes, sein Heranwachsen im Leib der Mutter und schließlich die Geburt, der Moment des "Ins-Leben-Lassens" sind so große, transformative Kräfte, die kein Kult, keine Religion und keine Theologie so erschaffen konnte. Sie haben es aber immerhin versucht und versuchen es immer noch.

 

Und: zur Geburt gehört immer auch der Tod. Denn das Ins-Leben-Lassen hat zur Folge, dass dieses Lebewesen irgendwann unweigerlich sterben muss.

Selbst die Entstehung des menschlichen Lebens ist mit dem Tod verbunden. Denn ohne den Menstruationszyklus würde keine Eizelle "springen" und sich in Erwartung eines Spermiums Richtung Eileiter begeben. Und wenn kein Spermium kommt (was im Laufe eines menschlich-weiblichen Lebens sehr häufig passiert), wird die Eizelle mitsamt der bis dahin zyklisch entstandenen GeBärMutter-Schleimhaut abgestoßen und muss den weiblichen Körper durch die Vagina und Vulva verlassen. Die Eizelle ist "gestorben".

 

Auch wenn sich Eizelle und Spermium getroffen haben, heißt das noch lange nicht, dass daraus auch nach 10 Mondmonaten ein lebendiges Kind auf die Welt kommt. Sehr viel häufiger ist, dass in den ersten 12 Wochen, aus was auch immer für Gründen, der Fötus als Spontanabort vom mütterlichen Körper abgestoßen und als nicht lebensfähig "entsorgt" wird. Das wird im Frühstadium der Schwangerschaft oft gar nicht bemerkt, wenn eine die Regelblutung verpätet einsetzt.

 

Die Menschheit ist ja schon viele hunderttausend Jahre alt und erst wir recht modernen Menschen haben den Zugang zu unserer natürlichen Mitwelt verloren und sind beständig auf der Suche nach dieser Eingebundenheit in "das Große, Ganze". Wann und warum wir im Laufe der Evolution diese Verbundenheit verloren haben, ist jetzt Spekulation.

Wer mich kennt, wird meine Antwort wissen.

 

Aber: es war uns Menschen ein ganz natürlicher Vorgang wie Sehen, Riechen, Laufen, Atmen, dass wir mit der umgebenden Mitwelt kommuniziert haben. Den Wind und Regen riechen, die Spuren der Tiere selbst im Dunkeln wahrnehmen, Pflanzen auf ihre Essbarkeit und Medizin zu erspüren und der telepathische Kontakt zu anderen Menschen herzustellen, die ganz woanders lebten, um sich mit ihnen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu treffen.

 

Es gibt auch heute noch Menschen, die dieses Wissen haben. Es sind Menschen, die noch innerhalb ihres natürlichen Habitats leben und sich nicht als getrennt davon wahrnehmen - alle indigenen Völker weltweit.

 

Zur menschlichen Entwicklung gehört(e) auch, die Verwendung von psychoaktiven Substanzen, meist aus Pilzen oder Pflanzen.

Da sich die frühen Frauen am besten in ihrer Umgebung auskannten, sie waren immer auf der Suche nach Essbarem, so wussten sie auch am Besten, wo welche psychoaktiven Pflanzen oder Pilze wuchsen.

Sie wussten schon vor mehreren hunderttausend Jahren über deren verschiedenen Wirkstoffe, besonders denen, die bei Verhütung, Schwangerschaft und Geburt wirksam waren.

 

Was uns zum Verlust der Spiritualität bei den Frauen führt.

 

Im Zuge der Patriachalisierung wurde den Frauen die "Macht über das Leben" abgesprochen, denn es musste nun ausschließlich im männlich-väterlichen Kontext gesehen werden.

 

Der patriachale Mann erschuf "Kopfgeburten" wie die Athene aus dem Kopf des Zeus, baute Paläste, die seine Grandiosität bezeugen sollten und er griff aktiv in die Zucht von Vieh und Mensch ein.

 

Geburt der Athene, Wikipedia Commons
Geburt der Athene, Wikipedia Commons

Frauen wurde entweder abgesagt, dass sie eine Verbindung zum Spirituellen haben (weil diese als Theologie nun genauso zu einer männlichen "Kopfgeburt" wurde), oder sie wurden genau deshalb als Hexen verschrien (und später tatsächlich als solche verbrannt), weil sie mit dem "Teufel" im Bunde standen.

Ganz wenige Frauen hatten das Glück zwar innerhalb der etablierten Kirche im Kloster zu ihrer Spiritualität stehen zu können, wie z. B. Hildegard von Bingen, aber der Rahmen war sehr, sehr eng gesteckt und sie standen unter strengster Überwachung der übergeordneten Instanzen, meist den Bischöfen.

 

Schon während der Zeit der Hexenverfolgungen, also zu Beginn der Moderne, standen sich die kirchlichen Dogmen und das Rationale, das Logische und das Naturwissenschaftliche im Zentrum von Forschung und Lehre gegenüber. Frauen, die sich außerhalb der Kirchen spirituell bewegten, wurde schnell eine "Hysterie" bescheinigt, weil sie eben NICHT im Sinne des Mainstream-Patriarchats funktionierten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die überragende Anzahl der in psychatrischen Anstalten fest gehaltenen Personen weiblich und über 40.

 

Als Frau siehst du dich aber in der natürlichen Tradition deiner Weiblichkeit, denn dir ist in jeder Faser deines Körpers die Spiritualität gegeben.

 

Doch, wie kommt jetzt die Esoterik ins Spiel?

 

Genau aus diesen Gründen!

 

Über Jahrhunderte war es dir verboten, deine dir inne wohnende Spiritualität frei und selbstbewusst zu leben. Du durftest nur die winzigen Nischen besuchen, die dir die Gesellschaft bot: die Kirche und das Kloster.

Alles sinnliche, alle Farben, Düfte, das sich freie Bewegen ohne Korsetts und Konventionen war unseren Müttern, Großmüttern und Urgroßmüttern verboten.

 

Allerdings entstanden im Spätmittelalter esoterische Strömungen, die zum Beispiel die überlebenden Kreuzritter aus dem Orient mitgebracht haben. Zu dieser Zeit erlebte der Islam eine Blüte in Kunst und Wissenschaft. Medizin, Astronomie, der Alchemie als Vorläufer der modernen Chemie, Biologie und Philosophie und wurden gleichermaßen von Männern und Frauen gelehrt und gelernt.

 

Diese, nun mit frei denkenden Menschen in Kontakt gekommenen Kreuzritter, brachten die, für römisch-katholische Dogmatiker, radikalen Einstellungen dem Leben gegenüber nach Europa. Dort wurde sie meist von der Kirche als Ketzer und Ungläubige verfolgt, gefoltert und getötet. Ihre Vermögen wurden der "Mutter" Kirche einverleibt. So geschehen mit den Katharern, dem Orden der Tempelritter und etlichen anderen.

Die Überlebenden wanderten in den Untergrund und so bewahrten sie ihr Wissen im Geheimen, im Esoterischen.

 

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte entstand dann ein Konglomerat aus all diesen Strömungen, auch weil das Reisen in ferne Länder einfacher wurde. Auch der beginnende Kolonialismus förderte den Austausch und die Offenheit der Menschen. Dennoch mussten hier Forschende immer auf der Hut vor der Kirche und der Anschuldigung als Ketzer, Herätiker oder gar Hexer sein.

 

Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts trat eine sehr schillernde Persönlichkeit auf die esoterische Bühne: Helena Blavatsky, die "Mutter der modernen Esoterik". Ich gehe jetzt hier nicht näher auf sie ein, weil das den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen würde. Du kannst hier ihren Lebenslauf und Werdegang lesen.

 

Sie gründete 1875, zusammen mit Henry Steel Olcott, die "Theosophische Gesellschaft" in New York und auf ihre Publikationen gehen heute ALLE esoterischen Strömungen zurück. Sei es die Anthroposophie des Rudolf Steiner, der Ariosophie des Guido von List der maßgeblich zum Erfolg der Nazis beitrug, das Channeln von "Aufgestiegenen Meistern" und Energiewesen. Schon als Kind und Jugendliche befasste sich Helena Blavatsky mit dem damals sehr populären Spiritismus, der allerdings zu 100% aus psychischer Manipulation und Taschenspielertricks bestand.

 

Bis zum Ende ihres Lebens sammelte sie Lehren aus sämtlichen Weltreligionen und verarbeitete sie in ihr theosophisches Konzept, sodass daraus aus eine Mixtur von allerlei beliebiger Elemente entstand. Nichts hatte mehr Hand und Fuß, alles konnte Wirklichkeit werden.

 

Nachdem sich die Welt nach dem 2. Weltkrieg wieder etwas beruhigt hatte und da alles Okkulte besonders in Deutschland mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebracht wurde, ebbte die Sinnsuche im Spirituell-Esoterischen ab. Den Frauen blieb maximal die Kirche.

 

Als dann Ende der 60iger Jahre des 20. Jahrhunderts die Hippie-Bewegung auch in Europa ankam, saugten die Frauen die bunten Farben der wehenden Kleider auf wie trockener Sand nach einem Regenguss. In den indischen Religionen wurden Göttinnen verehrt, die lebendig und sinnlich wirkten, so ganz anders als die in den Himmel entrückte Gottmutter Maria. Die Wicca-Hexen suchten wieder eine spirituelle Natur-Begegnung und sammelten alles aus keltischen und druidischen Quellen und vermengten es mit eigenen Ideen. Der Neo-Paganismus sah sowohl das männliche als auch das weibliche Prinzip in der Natur und auch hier konnten Frauen ihre Plätze finden.

 

Hatha Yoga, zuerst als eine gymnastische Praxis zur Leibesertüchtigung britischer Soldaten in Indien entwickelte Bewegungsmeditation, boomte schon in den frühen 70igern und es gab morgens im Fernsehen Yoga Übungen für alle.

 

Allerdings wurden nach H. Blavatsky nahezu alle "neuen" esoterische Stömungen von Männern gegründet oder initiiert, z. B. das Reiki oder die Glaubensrichtung/Sekte um das angebliche "Geistwesen" Kryon, die "Anastasia"-Bewegung, etliche Sekten der verschiedensten Richtungen und vieles mehr. Doch die Verteiler sind mehrheitlich Frauen.

 

Unsere inhärente Spiritualität wurde vom patriarchalen System genommen und wurde uns nun als "Fahrzeug" in seinem Sinne zur freundlichen Nutzung überlassen. Und da das "Fahrzeug" Esoterik nicht umsonst zu bekommen ist (Spiritualität ist frei, kostenlos und für alle zu haben), wird hier den Gründern, Richtungen, Sekten enormes Geld in den gierigen Rachen geworfen.

 

Stell dir die Spiritualität als einen Apfelkuchen vor, die Esoterik ist ein Lamborghini. Du kannst den Apfelkuchen in den Lamborghini tun und ihn damit spektakulär durch die Gegend fahren lassen.

Aber versuche den Lamborghini in den Apfelkuchen zu stecken, das gibt unweigerlich eine unappetitliche Matsche und ein dreckiges Auto.

 

Esoterik ist das Vehiekel das mit Brimborium und Gedöns, meist obendrein auch noch für sehr viel Geld, Spiritualität transportieren möchte.

Ob dieses Vehiekeln nun der Lamborghini, die katholische Kirche, der Surabdh Shabd Yoga (hier meine Geschichte lesen), Kristallenergien, Tarotkarten oder Astrologie, Channeling oder die "Portaltage"* sind, ist völlig unwichtig.

 

Versuchst du nun, diese Vehiekel in deine dir ur-eigene Spiritualität zu quetschen, entsteht wie beim Apfelkuchenbeispiel eine unappetitliche Matsche.

 

* Zu den Portaltagen schreibe ich demnächst einen eigenen Artikel.

** Ich breche in diesem Artikel mal mit meiner Richtline, esoterikfrei zu bleiben, denn dieser Artikel hat die Esoterik zum Thema.

 

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