· 

ALGIZ und die gehörnte Schamanin

"La Sorciére", Grotte Chauvet, Frankreich

 

Dieser Blogartikel ist ein Ausschnitt meines, sich in Arbeit befindenden, Buches "Die UrSymbole des WanaRunar".

Erscheinungstermin vorraussichtlich Ende 2., Anfang 3. Quartal 2023.

 

Eine der ältesten Darstellungen eines menschlich-weiblichen „Zwitterwesens“ und einem Tier befindet sich in der Grotte Chauvet in Frankreich. An einem hängenden Stalagtiten ist der Unterleib einer Frau mit dem Oberkörper einer Löwin verschmolzen. Sinnigerweise wird diese Darstellung als „la sorciére“ - die Zauberin/Magierin genannt.

 

 

Wenn wir nun die Aufmerksamkeit nur auf den Schoßbereich dieser Figur richten, erkennen wir zwischen den Innenseiten der Schenkel und der Vulvaspalte das UrSymbol ALG- ALGIZ. Auch bei fast allen UrMutter-Figurinen finden wir diese Darstellungen.

 

In vielen Gräbern wurden Schamaninnen zusammen mit Hörnern von Hirschen, Rentieren, Boviden, Gazellen und anderen Geweih tragenden Tieren beerdigt. Sehr häufig waren auch andere Körperteile anderer Tiere und manchmal Menschen mit beerdigt worden: Schädel, Beinknochen, Kiefer, Schildkrötenpanzer, Flügel oder Schwänze.

 

 

 

Schamaninnen waren seit Anbeginn der Menschheit die Mittlerinnen zwischen den Lebenden und den Toten.

Ihre Hauptaufgabe lag darin, die Seelen der verstorbenen Menschen und Tiere in die Körper junger Frauen und jungen, weiblichen Tieren zu locken, damit der Kreislauf des Lebens weiterhin Bestand hat. Denn für jedes aus dem Leben gerissene Tiere musste die Seele wieder besänftigt werden, dass sie in ein neues Leben und in einem neuen Körper wiedergeboren wird. Das, was heute oft als „Jagdzauber“ bezeichnet wird – die unzähligen Tierdarstellungen und kleinen Tierfiguren die in Höhlen oder auf Werkzeugen gefunden wurden, ist tatsächlich ein „Wiedergeburtszauber“, den eben nur ein weibliches Wesen durchführen konnte und kann.

 

 

 

Beim Jagdzauber geht es darum, das zu jagende Tier zum Jäger zu locken, um es zu töten.

 

Beim Wiedergeburtszauber geht es im Gegenteil darum, die Seele des verstorbenen Tieres (oder Menschen) zu rufen, damit sie wiedergeboren werden kann. Und da eine Wiedergeburt nur in und durch einen weiblichen Körper (egal ob Tier oder Mensch) geschehen kann, obliegt hier diese Aufgabe ausschließlich der Frau, der Schamanin. Sie weiß alles um die Vorgänge im weiblichen Körper, um Menstruation, Sexualität, Schwangerschaft und Geburt. Und nur sie weiß, wie sie sexualmagisch hier die Seelen der Ahnen in ihren Körper, die Körper junger Frauen oder der „Mutter-Tiere“ rufen kann.

 

 

 

Die Brünftigkeit der Hirsche im Herbst (um hier nur eine Gattung zu nennen) und die Geburt der Kälbchen im Frühjahr war gelebte und bekannte Lebensrealität unserer Ahninnen. Sie wussten um die Verbindung zwischen männlichem und weiblichen Tier (genauso zwischen Frau und Mann) und dass aus der Brünftigkeit neues Leben entsteht.

 

 

 

Auch bei der Darstellung der „Sorciére“ in der Grotte Chauvet verschwimmt ihr Unterleib mit dem Oberkörper eines Stiers, der im Begriff ist, die „Zauberin“ zu bespringen. Es ist eine Art „Vexierbild“ in dem sich, je nach Blickwinkel, eine andere Darstellung zeigt. Einmal der menschlich-weibliche Unterkörper mit dem Vulvadreieck und in Seitenansicht der Oberkörper der Löwin. Das jeweils linke Bein der Frau und das linke Vorderbein des Stiers werden zu einem Bein. Der aufrecht nach vorne gebeugte Oberkörper des Stiers ist der seitlichen Darstellung eines, eine Kuh bespringenden Stieres nachempfunden. Hier zeigt sich deutlich die sexualmagische Verbindung der Schamanin mit der Wiedergeburt der jungen Kälber in der GeBärMutter-Höhle. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die Vogelherd-Höhle im Lonetal in der Nähe von Ulm.

 

 

Nur wenige hundert Meter entfernt wurde in der Hohlestein-Höhle das berühmte Löwenmensch gefunden. Auch im Hohle Fels bei Schelklingen wurde eine, etwas kleinere Löwenmensch-Figur gefunden.

 

 

 

 

Ob wir hier nun die Geweihe, die den Schamaninnen zugeordnet werden, als „Antennen“ in die geistige Welt sehen, oder als Verbindungssymbole zwischen menschlich-weiblichem Schoß und den Tieren, die untrennbar mit dem menschlichen Leben verknüpft waren (und bis heute sind) – wir heutigen Menschen haben Probleme damit, unsere Mitwelt fraktal zu sehen. Alles ist mit Allem verbunden – Mensch, Tier, Pflanze, Erde, All.

 

 

 

Das UrSymbol ALG verbindet alle diese Teile – Rentier, Hirsch, Elch, Bovide, Gazelle, die Vulva, die Anrufungshaltung der Schamanin – und alles vereint sich in den Uteri der weiblichen Lebewesen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0