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Drei Höhlen im Achtal

Im Achtal finden wir die berühmten Höhlen Geißenklösterle, Sirgenstein und Hohle Fels. Sie stehen, wie das ganze Gebiet, seit 2017 unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes.

 

Diese Höhlen wurden seit dem Paläolithikum von unseren AhnInnen genutzt, zum Wohnen und Jagen im Winter und, ganz besonders, zur Herstellung von wunderbaren Kleinplastiken und Schmuckstücken aus Mammut-Elfenbein.

 

Anders als heute, war das Achtal vor 20.000 bis 40.000 Jahren nicht so waldreich, die Menschen konnten gut über die offene Felslandschaft und den damals wild dahin springenden Fluss blicken und die Tiere beobachten, die ihnen Nahrung, Kleidung, Schutz und Werkzeug lieferten.

Fangen wir mit dem Geißenklösterle an:

 

Nur ca. einen guten Kilometer südlich vom Blautopf am Osthang des Achtals hoch oben gelegen, ist das vordergründig auffälligste Merkmal dieser Höhle die rechts und links flankierenden Felsformationen. Sie wirken wie die breiten Schenkel von Mutter Erde, die in die Höhle als Vulvaöffnung in ihren Leib führen. Die Öffnung der Höhle zeigt direkt nach Westen und der Blick geht zur schräg gegenüber liegenden Sirgensteinhöhle.

Hat man den steilen Aufstieg geschafft, versperrt ein Gitter aus Armierungsstahl den Zugang zur Höhle. Im Innern sind noch Schnüre zu sehen, die die Bodenraster der letzten Ausgrabungen aus den 1990iger Jahren markieren, sowie - kurioserweise - ein alter Holzstuhl.

 

Hier wurden mehrere Kleinplastiken aus Mammutelfenbein und drei Flöten aus dem Aurignacien (zwei aus Vogelknochen, eine aus Mammutelfenbein geschnitzt) gefunden. Diese, rund 40.000 Jahre alten Figuren zeigen einen Bison/Auerochsen, ein Mammut und wahrscheinlich einen Höhlenbären, sowie ein Mensch-Tier-Wesen im Relief. Wie wir wissen sind alle Kuhartigen und Elefanten Tiere, die im Matrifokal leben. Bärinnen leben als Einzelgängerinnen sogar nur mit ihren Kindern. Nur zu Paarungszwecken lassen diese Tiere Männchen in ihre Nähe.

 

Zu der "Adorant" genannten Kleinplastik im Halbrelief gibt es viele Vermutungen doch keine Klarheit. Da die Figur weder klar als Mensch noch als Tier erkannt werden kann, vermutet die Wissenschaft hier eine Art "Schamanen", der mit erhobenen Armen und in ein Tierfell gekleidet, betet oder höhere Wesen anruft. Auf der Rückseite des Reliefs sind Punktreihen eingraviert - 12, 10, 13, 13. Hier ist sich die Wissenschaft immerhin schonmal einig, dass es sich hierbei um eine Art Mondkalender handeln könnte.

 

Meine Vermutung ist eher, dass hier die Gebär- oder Menstruationshaltung dargestellt ist, was auch den "Schwanzfortsatz" zwischen den Beinen erklären könnte. Auch sind die Beine der Figur leicht gebeugt.

 

Ferner wurde auch ein kleiner, weißlicher, bemalter Stein im Geißenklösterle gefunden. Er trägt Reste von schwarzen (aus Pflanzenkohle gewonnenen) Pigmenten, sowie rotem und gelbem Ocker aus der Gegend.

Die Sirgensteinhöhle:

 

Überqueren wir nun die Ach und klettern auf der westlichen Hangseite des Achtals zur Sirgensteinhöhle hinauf, die ziemlich genau in der Mitte zwischen Geißenklösterle und Hohle Fels liegt.

 

Vor der Höhle ist ein großer Platz mit überhängendem Fels der gut zum Lagern geeignet ist.

 

Die Höhle selbst ist nicht wirklich groß, hat aber eine gute Lüftung und dadurch sogar Licht im Innern. Wir erinnern uns, dass vor 20.000 - 40.000 Jahren hier kaum Bäume standen, nur niederes Strauch- und Buschwerk. Die Höhlenöffnung geht nach Süden und Südwesten mit Blick zum Hohle Fels. Besonders im Winter muss es hier tagsüber licht und angenehm mild gewesen sein, mit weitem Blick über das Achtal.

 

Schon im Altpaläolithikum lebten hier Neandertaler, die aber bereits ausgestorben oder woanders hingezogen waren, als vor ca. 45.000 Jahren die ersten "modernen" Menschen die Donau hinauf gewandert kamen und die Höhlen im Ach- und Lonetal belebten und ihre einzigartigen Kunstwerke hinterließen.

 

Da die ersten archäologischen Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts recht grob ausfielen, wurden in der Sirgensteinhöhle keine spektakulären Funde wie in den anderen Höhlen gemacht. Außer Steinwerkzeugen und den Hinterlassenschaften von mehreren Feuerstellen im Eingangsbereich, wurde bisher nur eine einzige, winzige Elfenbeinperle mit zwei Löchern gefunden. Da diese Art von Schmuckstücken aber in den anderen Höhlen z. T. zu Hunderten gefunden wurden, bedeutet das, dass die Menschen alle 6 Höhlen über einen Zeitraum von mindestens 6.000 Jahren genutzt haben. Und da diese Art von Perlen nur in den Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden wurden, können wir davon ausgehen, dass die Menschen einer großen, einheitlichen Sippe zugehörig waren.

Mittlerweile haben sich aber auch neuzeitliche Menschen in der Sirgensteinhöhle verewigt. Man findet an den Höhlenwänden mehrere Negativabdrücke von Händen.......

..... sowie eine Umrisszeichnung eines Bären aus Kohle.....

Und liebe Menschen haben im Eingangsbereich der Höhle rote Rosenblätter verstreut. Zu Ehren von Mutter Erde und unseren Ahninnen. Und ich schwöre - ich war es nicht!

Last, but not least - die Hohle Fels:

 

Sie ist mit die bekannteste Höhle weil in ihr nicht nur die älteste Frauenfigurine - die "Venus" Ur-Mutter vom Hohle Fels - gefunden wurde, nein auch viele andere Artefakte, wie Tierplastiken, ein kleiner Löwenmensch, jede Menge Schmuckperlen, Flöten und Werkzeuge aus Stein und Knochen. Und hier wird von ArchäologInnen täglich weiter gegraben.

 

Die Hohle Fels liegt wieder am Ostufer der Ach, wie auch das Geißenklösterle. Der Zugang zur Höhle ist flach, fast auf Uferniveau der Ach, Klettern kann man sich hier sparen. Der Eingang weist nach Nordwesten und man kann gleichzeitig, der Richtung Blau fließenden Ach entlang, links zur Sirgensteinhöhle und rechts zum Geißenklösterle blicken. Natürlich behindern heutzutage die vielen Bäume die Sicht, vor 40.000 Jahren war das nicht der Fall.

 

Im Sommer kann man täglich die Höhle für € 3,- Eintritt besichtigen.

Im Eingangsbereich befinden sich mehrere Vitrinen mit Repliken der Funde und Tafeln mit Erklärungen zu den Grabungen und Funden.

 

Über einen Steg überquert man die Grabungsstelle und hat von oben einen Blick auf die archäologischen Arbeiten. Danach gelangt man in eine riesige Halle, rechts und links gehen Nebenhöhlen ab. Es ist kühl (konstant ca. 10 Grad) und feucht. Überall tropft Wasser von den Wänden und Kalksinter hat sich abgelagert.

 

Wenn man quer durch die Halle hinauf auf die Galerie geht und den Blick Richtung Eingang wirft, kann man oben an der Decke eine weibliche Figur aus Kalksinter erkennen (s. Foto o.). Warum das noch niemandem aufgefallen ist, ist mir ein Rätsel.

Bewegt man sich, vom Eingang aus gesehen, den rechten Gang hinauf, so findet man am Ende des Gangs den Abdruck einer Bärentatze im Sinter. Die Hohle Fels wurde in den Wintermonaten regelmäßig von Bären aufgesucht. Und deshalb haben hier auch unsere AhnInnen in den Wintermonaten die Bären in der Höhle und draußen Pferde gejagt.

Wie in der Erklärung rechts erläutert, wurden von unsreren AhnInnen V-förmige Schnitte in Kalkstücken angebracht, wohl als Wandverzierungen. Und wie wir wissen, sind alle prähistorischen V-artigen Ritzungen, Schnitte und Zeichungen, Symbole der Vulva.

Da aber im Hohle Fels auch ein länglich-rundes Artefakt aus Stein gefunden wurde, das an dem einen Ende eine eingravierte doppelte Rille aufweist, wird dieses Teil als "Phallus" definiert.

 

Ob es sich hier wirklich um die Nachahmung eines Phallus/Dildos aus Stein handelt, kann bezweifelt werden, denn unsere AhnInnen waren so kunstfertig, nur wenige Zentimeter große Tiere und Menschen detailgetreu und in individuellen Posen aus Elfenbein zu schnitzen, warum sollte dann ein Phallus so "grob" ausfallen? Wahrscheinlich war es irgend ein Werkzeug, dessen Bedeutung heute verloren ist.

Venus vom Hohle Fels
Die Ur-Mutter vom Hohle Fels. Das Original befindet sich im UrMu in Blaubeuren.

Da eine sehr gute Akustik im Hohle Fels vorhanden ist, gibt es mehrmals im Jahr Konzerte mit unterschiedlichen KünstlerInnen. Infos hierzu über das Museum Schelklingen.


Eine kurze Zusammenfassung von der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg über alle 6 Höhlen gibt es hier: Klick mich!


Hier geht es zu Teil 1 meiner Höhlentour: Ach-Ursprung und Blautopf

Hier geht es zu Teil 3 meiner Höhlentour: Drei Höhlen im Lonetal

 

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